Was ist eine Agoraphobie?

Unter Agoraphobie verstehst Du die übertriebene und krankhafte Angst vor bestimmten Situationen, denen Du aus Sicht eines Betroffenen nur schwer entkommen kannst. Die Agoraphobie beginnt bei Dir oftmals ganz überwiegend im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Dabei sind von der Agoraphobie statistisch gesehen Frauen häufiger betroffen als Männer.

Von fachkundigen Experten wird unter Agoraphobie die Angst vor Situationen verstanden, die Dir nur mit größeren Anstrengungen oder mit erheblichem Aufheben wieder verlassen könnte. Situationen, in denen Du als angstleidender Mensch eventuell nur eingeschränkt Unterstützung bekommen würdest, wenn Du aus der Sicht der Menschen in Deiner Umgebung Hilfe benötigst. Dazu gehört zum Beispiel die Angst davor, mitten in einer großen Menschenmenge hilflos da zu stehen, die Angst vor einer ausweglosen U-Bahn- oder auch Aufzugfahrt. Die Erscheinungen der Agoraphobie können genau wie bei anderen Phobien sehr unterschiedlich sein. Die Agoraphobie tritt auch in Verbindung mit Panikattacken auf; ist aber nicht zwingend der Fall.

Ausprägungen und Diagnose der Agoraphobie

Um die Ausprägungen dieser Phobie-Art zu verstehen, solltest Du Dir diese Beispiel-Fälle einmal vor Augen führen:

1) Ein Mann fürchtet sich zum Beispiel davor, in einer riesigen Menschenmenge zu stehen. Er stellt sich vor, dass er plötzlich auf Hilfe angewiesen sein könnte, weil ihm übel oder weil er ohnmächtig wird, etc. Bei solchen Notfällen hätte er Schwierigkeiten, die Menschenmenge ohne Weiteres zu verlassen. Gleichzeitig könnten Helfer nur sehr mühsam zu ihm vordringen. Er hat deswegen Angst, dann auf ganz peinliche Art und Weise aufzufallen.

2) Einer Frau quälen immer Angstgefühle, wenn sie ein öffentliches Verkehrsmittel benutzt wie eine längere Bahnfahrt oder Flug. Denn in einem Notfall könnte sie weder einen Zug oder ein Flugzeug sofort verlassen oder Hilfe von anderen erhalten.

Dies sind alles Ausprägungen der Agoraphobie. Sich Gedanken über seine Sicherheit zu machen, ist selbstverständlich keineswegs krankhaft. Wer sich in riesigen Menschenansammlungen nicht wohl fühlt, macht auf andere Menschen keinen krankhaften Eindruck.

Im Fall der Agoraphobie ist die Angst aber extrem groß und meist logisch oder rational nicht zu begründen. Du kannst Dein ganzes Leben lang nachweislich kerngesund gewesen sein, aber trotzdem eine übertrieben ausgeprägte Angst vor einem großen, überfüllten Platz haben.
Im Laufe der Erkrankung meidest Du immer mehr Orte, Begegnungen und Gelegenheiten, die unter Umständen Angst auslösen könnten? Bei Deiner Agoraphobie gehst Du nicht  mehr in einem Kaufhaus shoppen, verzichtest auf den Theater- oder Kinoabend oder steigst nur noch in Begleitung in eine U-Bahn? In ganz extremen Fällen verlässt Du bei Deiner Agoraphobie die Wohnung überhaupt nicht mehr? Das Leben schrumpft dann auf einen minimalen Aktionsradius zusammen? Dann brauchst Du dringend Hilfe.

Diagnose bei der Agoraphobie

In den Anfängen der Psychotherapie wurde der Begriff nahezu ausschließlich für die Angst vor öffentlich größeren Stätten und Menschenansammlungen verwendet. Inzwischen verstehst Du darunter aber auch die Angst vor anderen speziellen Angstsituationen, sodass in der Fachwelt mittlerweile anerkannt ist, dass mindestens zwei der nachfolgenden Kriterien als Auslöser der Agoraphobie vorliegen müssen:

  1. Menschenmengen
  2. öffentliche Plätze oder Stätten
  3. lange Reisen mit großer Entfernung von Zuhause
  4. alleinige Reisen

Die letzte allgemeingültige Definition der Krankheit differenziert sich nicht nach Vorliegen oder Fehlen von Angstattacken, wenn auch diese durchaus auftreten können. Die in Deutschland gültige Definition der internationalen Standards (German Modification) versucht aber das Auftreten oder Fehlen von Panikattacken innerhalb der Diagnose für Agoraphobie näher zu spezifizieren. Die Krankheit wird dann in diesem Zusammenhang als übergeordnet angenommen und dann weiter in Untergruppen klassifiziert. Diese kann dann ohne Angabe einer Panikstörung und / oder mit einer Panikstörung eingeordnet werden. Demgegenüber wird die Agoraphobie im Rahmen anderer internationaler Definitionen der Panikattacke untergestellt. Die Panikstörung ist dann primär bei der Diagnose und kann mit oder ohne Agoraphobie diagnostiziert werden. Die Diagnose einer Agoraphobie ohne etwaige Panikstörung in der Vorgeschichte des Patienten besteht dann separat.

Behandlungsmöglichkeiten für die Agoraphobie

Wie bei allen Angststörungen solltest Du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Auch wenn die Agoraphobie noch keine ganz extremen Formen angenommen hat, solltest Du von einer Selbsttherapie absehen. Lasse Dich dazu bewegen, in eine professionelle Therapie zu begeben. Je früher eine Therapie beginnt, desto besser lässt sich diese auch behandeln. Bei ganz extremen Fällen kann ansonsten eine Therapie sehr lange dauern. Die moderne Psychotherapie hat mittlerweile sehr wirksame Therapien gegen Angststörungen entwickelt. Dazu gehört auch die Agoraphobie. Hier solltest Du Dir einen Spezialisten heraussuchen, der bereits Erfahrungen mit der Behandlung der Agoraphobie hat.

Bekannte Therapieformen bei der Agoraphobie

Die wohl wirksamste Behandlung einer Agoraphobie ist nachweislich die Konfrontationstherapie, die im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie durchgeführt wird. Dabei begibst Du mit einem Therapeuten an die jeweilige Stätte, welche die Angst auslöst und deswegen vom Betroffenen vermieden wird. unter Anleitung des Therapeuten stellst Du Dich Deiner Ängste in diesen Situationen, um unter Erläuterungen des Therapeuten feststellen zu können, dass diese Angst tatsächlich unbegründet ist. Mit der Zeit lassen Deine Ängste im Laufe dieser Konfrontationstherapie langsam nach. Diese Situation wird solange wiederholt und angehalten, bis bei Dir die Angst komplett verschwunden ist. Das kann je nach Schweregrad unterschiedlich viel Zeit beanspruchen. Der Therapeut begleitet Dir  dabei, die angstauslösende Situation aufzusuchen, in dieser zu verharren und keine Ausweichstrategien anzuwenden. Vermeidungs- und Ausweichverhalten kann die Angst zwar temporär lindern, führt jedoch auf lange Sicht zur Erhaltung der Angstzustände. Die Konfrontation ist im Vergleich zu Gesprächstherapien sehr aufwendig, aber dafür eine effektive Therapie bei Agoraphobie.

Es gibt dabei zwei verschiedene Konfrontations-Therapien:

Zum einen die systematische Desensibilisierung, die stufenweise erfolgt, wobei diese zudem meist durch eine Imaginations-Therapie und Gesprächstherapie ergänzt wird. Als Ergänzung zu diesen Therapietechniken hat auch der Einsatz von Hypnose zur Bewältigung sehr gut Ergebnisse erzielt. Dies setzt aber einen Therapeuten voraus, der diese Techniken beherrscht. Dabei werden verschiedene individuelle Bewältigungsstrategien langsam eingeübt und gefestigt, bist Du Dich durch diverse Übungen mit der Zeit auch den stärksten angstauslösenden Situationen stellst. Die Panikattacken gehen dadurch erfahrungsgemäß langsam zurück.

Daneben gibt es das sogenannte „Flooding-Therapie“, bei welchem Du Dich einer besonders panikauslösenden Situation sofort vollständig stellst. Beim „Flooding“ bleibst Du meist allein und der Therapeut hält sich im Hintergrund auf. Ein erzwungenes Flooding kann jedoch den gegenteilige Effekt haben und die Problematik verschlimmern, wenn dies ohne Zustimmung und Vorbereitung durch den Therapeuten erfolgt.

Beide Therapiearten sind sehr wirksam, wobei ein Rückfall-Risiko zur Vergangenheit angehört. Problematisch zudem sind die Einnahme von Medikamenten und/oder anderen Mitteln wie Alkohol als „Bewältigungsform“. Konfrontations-Therapien sind während einer Einnahme von Substanzen weniger wirksam. Aus diesem Grund solltest Du auf entsprechende Substanzen gänzlich verzichten und vor allem auf alternative Ergänzungen wie Hypnose setzen. Diese sind bei Agoraphobie im Allgemeinen sehr viel schonender für Dich.

6 Tipps und Tricks für die Agoraphobie

Mit folgenden Tipps kannst Du versuchen, Deine Angst zu bewältigen:

a) Keine Angst vor der Agoraphobie

Angst und Panikattacken in sich richten zwar keinen körperlichen Schaden an. Eine Zeit lang fühlen diese sich schlecht an, Du musst aber lernen zu akzeptieren, dass diese Angst Dir nichts tun kann.

b) Macht der Gedanken

Die Angst entsteht in Deinem Kopf. Sich der Angst stellen, kann Dir hier auch auf Dauer helfen. Selbsthilfe bei einem Fachmann solltest Du in Anspruch nehmen.

c) Atemtechnik

Bei Angst reagiert der Körper mit Stress, erhöhtem Pulsschlag oder sogar Herzrasen. Entspannungsübungen können Dir dabei helfen diese Reaktion zu verhindern oder zumindest zu lindern. Dadurch kannst Du auch besser mit der Angst umgehen.

d) Sport und Entspannung

Auch durch regelmäßigen Sport kannst Du Deinen Körper darauf trainieren, dass sich dieser besser entspannen kann. Dies führt dazu, dass Du in Stresssituationen oder bei Angstzuständen besser mit dieser Situation umgehen kannst.

e) smarte Organisation

Um Dich nicht selbst bei manchen Situationen unter Druck zu setzen, solltest Du weit vorausschauend planen. Du solltest vor allem alle unangenehmen Dinge planen und ausreichend Zeit zur Umsetzung vorsehen. Dadurch unterbindest Du einen Stressfaktor, der möglicherweise die Agoraphobie auslöst oder verstärkt.

f) Oasen für den Alltag

Da Angstzustände wie die Agoraphobie erhöhten Stress bedeuten, solltest Du unbedingt viel Erholung für Seele und Körper einplanen, um Abstand zu diesen Situationen zu gewinnen.

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